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Rolfing® – Strukturelle Integration

Was ist Rolfing?

Rolfing® ist eine ganzheitliche manuelle Methode zur Verbesserung von Struktur (Körperbau) und Funktion (Bewegung) des menschlichen Körpers. Das Ziel ist eine gelöste, aufrechte Haltung, leichte Bewegung und tiefere, freiere Atmung.

Durch gezielte manuelle Arbeit am Bindegewebe werden Verhärtungen gelöst und geben dem Körper die Möglichkeit ein neues, spannungs­freies Gleichgewicht zu finden und sich mühelos aufzurichten. Im Mittelpunkt stehen nicht einzelne Symptome, sondern die Verbesserung von Statik, Bewegungs­mustern und Wohl­befinden im ganzen Körper. Körper­wahrnehmung und effektive Bewegungs­abläufe werden geschult und dienen der Prävention vor ungünstiger Körperhaltung.

Eine integrierte Struktur, die im Rolfing® angestrebt wird, vermeidet die Fehlbelastung von Gelenken und eine Überlastung des Gewebes. Häufig wird dadurch chronischen Beschwerden die Basis entzogen. Die strukturelle Integration ist ein ganzheitlicher und sehr individueller Prozess für den Menschen, ist dabei aber keine Therapie nach der Definition des deutschen Gesetztes.

Positive psychische Veränderungen können ebenfalls das Ergebnis des körperlichen Strukturwandels sein. Das neue Körpergefühl, ein aufrechter Gang können das Selbstbewußtsein stützen. Darüber hinaus macht die Veränderung der alten (Haltungs-) Gewohnheiten Mut und Lust zu weiteren Veränderungen im Leben.

Jede einzelne Sitzung kann ein Erlebnis, eine Serie von Sitzungen kann eine Entdeckungsreise durch den eigenen Körper werden.

In der praktischen Arbeit mit Menschen, entwickelte Dr. Ida Rolf ein Verfahren, um die Körperstruktur mit den Erfordernissen der Schwerkraft in Einklang zu bringen. Sie selbst nannte dieses Verfahren »strukturelle Integration«, bekannt wurde die Methode unter »Rolfing«.

Struktur

Stellen Sie sich den Scherenschnitt eines menschlichen Körpers vor. Manche sind im Brustkorb zusammen­gesackt (Abb.1). Andere haben einen runden Rücken und einen nach vorne gekippten Beckenrand (Abb.5). Nur wenige sind von Kopf bis Fuß im Lot, Körper­vorder­seite und Rückseite sind gleich lang (Abb.3).

Der Mensch mit einer integrierten Körperstruktur (Abb.3) wird vom Boden her durch den ganzen Körper optimal unterstützt. Er befindet sich im Gleichgewicht um eine innere Achse. Muskeln und Gewebe sind frei.

Schwerkraft

Die US-amerikanische Biochemikerin und Physiologin Dr. Ida P. Rolf (1896–1979) erkannte die überragende Bedeutung der Schwerkraft für die Struktur des Menschen:
»Der eine mag seinen verlorenen Kampf mit der Schwerkraft als scharfen Schmerz im Rücken empfinden, ein anderer als ein wenig schmeichelhaftes Aussehen seines Körpers, wieder ein anderer als ständige Müdigkeit und Stress und noch jemand als ständig bedrohliche Umwelt. Diejenigen, die über vierzig sind, mögen es Alter nennen – all diese Signale können aber auch auf ein einzelnes, bzw. einziges Problem hindeuten: der Körper ist aus der Balance geraten. Er ist im Konflikt mit der Schwerkraft.«

Die einzige Konstante Kraft auf der Erde ist die Schwerkraft, auch Erdanziehung genannt. In jeder Lebenslage und in jedem Moment wirkt sie. Für Ida Rolf hat diese physikalische Kraft eine zentrale Rolle im menschlichen Wohlbefinden, sowohl auf körperlicher (materieller) Ebene als auch auf geistiger (emotional) und energetischer Ebene.

Ein von den meisten wohlbekannter Effekt der Schwerkraft ist Kompression. Aber Schwerkraft ist auch eine Energiequelle, wie die moderne Physik bestätigt. Ida Rolf ging der Frage nach, wie man die Kraft und das energetische Potential der Gravitation für den Menschen nutzen kann. Wie durch manuelle Arbeit am menschlichen Bindegewebe die Ordnung der körperlichen Struktur, relativ zur lotrecht durch den Körper wirkenden Schwerkraft, dahingehend verbessert werden kann, dass der individuelle Mensch sein volles Potential – auf allen Seinsebenen – nutzen kann. Mit ihren Worten: »Ein Körper, der sich im Gleichgewicht befindet, bietet dem Menschen die Möglichkeit zur Entfaltung auf körperlicher, geistiger und energetischer Ebene«.

Mit Gleichgewicht bezeichnete sie einen dynamischen Zustand, in dem alle Körperteile/Blöcke/Segmente um die zentral durch den Körper verlaufende senkrechte Linie der Schwerkraft organisiert sind. Eine grafische Darstellung dieses Konzepts ist das Rolfing Markenzeichen, die 2 Versionen des Jungen, links mit »verschobenen Blöcken«, und rechts mit Blöcken im Einklang mit der Schwerkraft; der Junge ist aufrecht, er muss sich nicht aufrecht halten.

Ein Beispiel

Die Abbildung zeigt deutlich die Problembereiche vor der 1. Sitzung: Die Beine sind überstreckt, das Becken oben nach vorne gekippt. Die Bauchwand drängt vor. Der Brustkorb sackt zusammen und ist insgesamt nach hinten gekippt. Der Kopf muss mit einer starken Verschiebung nach vorne ausgleichen. Die Atmung ist dadurch sowohl im unteren Rücken wie auch im oberen Brustkorb eingeschränkt.

Die Abbildung des jungen Mannes nach nur 7 Rolfing® Sitzungen zeigt die Veränderungen im Sinne einer integrierten Struktur. Sie sind in den Umrisszeichnungen durch die eingetragenen Achsen der großen Körperblöcke verdeutlicht. Im Idealfall richten sich die Körperebenen während einer Serie von zehn Sitzungen horizontal aus.